Protestaktion: Kein Tropenwald für Strandpromenaden

Wir Hamburger fahren am Wochenende oder für Kurzurlaube gerne an die nächst gelegenen Ostseestreifen. Travemünde gehört sicherlich auch dazu. Und weil die Gegend von diesem und anderem Tourismus lebt, ist nun eine Renovierung der Strandpromenade geplant. So weit, so gut. Doch wird derzeit auch überlegt, für Wege und Bänke Tropenholz zu verwenden. Das wiederum unterstütze die weitere Rohdung wertvollen Regenwalds, meint Rettet den Regenwald e.V. – und ruft zu einer Protestaktion auf. Also: wer es ernst meint mit ökologisch korrektem Urlaub (und sich vielleicht auch nicht zuletzt deshalb für einen Trip in die Nähe anstatt in die Ferne entscheidet), sollte weiterlesen…

In den so genannten „Aufenthalts- und Ruhezonen“ soll, so laut Rettet den Regenwald, Tropenholz verwendet werden. Unter anderem sei Plantagenteak im Gespräch. Die Entscheidung sei jedoch noch nicht gefallen – daher sei jetzt der richtige Zeitpunkt den Verantwortlichen klar zu machen, dass sie auf Tropenholz verzichten müssen. Motiviert darf die Organisation dabei vom Fall der Stadt Nürnberg sein, wo sie 2009 eine Entscheidung gegen Tropenholz für die Stadtmöblierung (mit) forcieren konnte.

Die ablehnende Haltung von Rettet den Regenwald (und vieler Mitstreiter) ist bei näherer Betrachtung verständlich: Immer noch importiere Deutschland Hölzer und Holzprodukte aus den Regenwaldgebieten – davon jährlich rund 2 Millionen Kubikmeter  Tropenholz, berichtet die Organisation. Die wichtigesten Lieferanten seien Indonesien, China, Malaysia sowie Brasilien und Afrika – und in all diesen Regionen sei der Regenwaldbestand bereits akut gefährdet!

Nicht gerade hilfreich bei der Rettung der für uns so wichtigen Regenwälder sind so manche Zertifikate. Ein bekanntesten Beispiele ist sicherlich das Holz-Zertifikat des Forest Stewardship Council (FSC), das mittlerweile auf vielen Gartenmöbeln etc. zu finden ist – auh wenn diese zu billigsten Preisen verramscht werden, sodass man sich fragt, wie dabei Nachhaltigkeit garantiert werden kann… Laut Rettet den Regenwald aber garantiert dieses Zertifikat aber eben auch gar keine ökologische, soziale und wirtschaftliche Waldbewirtschaftung (auch Robin Wood ist aus diesem Grund schon vor einiger Zeit aus dem FSC ausgestiegen).

Der vom FSC propagierte „selektive Holzeinschlag“ verhindere nicht die fortschreitende Zerstörung des Regenwaldes durch Holzgewinnung, meint Rettet den Regenwald. Statt dessen aber streut er Sand in die Augen vieler und „adele“ laut Rettet den Regenwald große Holzplantagen – also Monokulturen, die damit das Image einer ökologisch nachhaltigen Produktion bekämen. Regelmäßig tauche sogar illegal gefälltes Holz auf, das das FSC-Siegel trage . Zahlreiche unabhängige Umweltorganisationen fordern daher schon, die FSC-Siegel teilweise oder ganz zu widerrufen.

Wie dem auch sei. Die Entscheidung für oder gegen die Verwendung von Tropenhölzern an der Strandpromenade von Travemünde könnt ihr nun mit bestimmen. Und zwar indem ihr eure Meinung in Form einer E-Mail an den Vorsitzenden des Bauausschusses, Sven Schindler, sowie den Vorsitzenden des Ausschusses für den Kurbetrieb Travemünde, Klaus Petersen, schickt. Rettet den Regenwald hat zu diesem Zweck ein Schreiben vorformuliert…

Weitere Infos: www.regenwald.org

ilona

ist freie Jour­na­lis­tin, Publizistin, Projekt­ma­che­rin und Medienaktivistin. Seit über zehn Jahren schreibt sie Bücher, Blogposts, macht Podcasts, gibt Workshops und hält Vorträge. Zudem begleitet und berät sie öko-soziale Organisationen, Gemeinschaften, Künstler:innen, Kreative und Aktivist:innen bei der ganzheitlichen und nachhaltigen Planung und Kommunikation ihrer Projekte und Bücher.

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