#OccupyZeulenroda - wir in der Sonne

Occupy Zeulenroda ist überall

Es ist bereits dunkel und kalt, als wir in Zeulenroda ankommen. Hier, wenige Kilometer von Leipzig entfernt, campieren zwei wackere Aktivisten – und haben ihr „Occupy Zeulenroda!“ ausgerufen. Jürgen und Manni haben ihre Zelte direkt vor dem Rathaus aufgeschlagen und harren nun in der Kälte aus, denn nutzen dürfen sie sie nicht.

Zelten auf öffentlichen Plätzen ist Zweckentfremdung, zumindest laut Polizei

Es handele sich um eine Zweckentfremdung, heißt es und die hiesige Polizei kommt alle Nase mal vorbei, um sich zu überzeugen, ob man sich auch daran hält. Wir fragen uns, ob diese Vorgaben auch bestünden wenn ein prominenter Politiker vorbei käme, um eine ähnliche Aktion vor laufenden Kameras durchzuführen. Doch am Ende kommt es nicht darauf an, denn die Zelte sind nun umso mehr zum Symbol geworden. Und dann schläft man eben unweit auf der Bank, eingemummelt im Schlafsack. Durchhalten lautet die Parole.

Und diese kommt bei der Bevölkerung gut an. Nicht nur, dass die Polizisten durchaus nett und freundlich bleiben. Nein, besonders die Menschen in der Nachbarschaft kommen vorbei, um einen heißen Kaffee zu bringen, zu plaudern und ihre Sicht der Dinge zu schildern. Man umarmt sich, redet sich warm, oder reckt ganz einfach im Vorbeifahren die Daumen. Der Zuspruch ist durchaus positiv und das gibt den beiden Recht bei dem was sie fühlen und sagen.

Occupy Zeulenroda – überall…

Ein anderes Deutschland wollen sie. Ein gerechteres und – ja – auch demokratischeres. Denn es ist vieles im Argen und sie haben nicht das Gefühl dass es besser würde. Und genau dafür möchten sie sich einsetzen, möchten sich zeigen und etwas tun. Für alle. Für die, die noch keine Lust oder keinen Mut haben. Denn: Zeulenroda überall

Wir sprechen mit ihnen und spüren, dass sie letztlich aus dem Bauch heraus argumentieren; dass sie das sagen, was wir und viele Hunderttausende in unserem Land und Millionen weltweit denken: „So kann, so darf es nicht weitergehen!“ Mit gemischten, aber auch guten Gefühlen steigen wir in den Bus. Jeder mit seinen Gedanken beschäftigt. Gedanken die wir nun mitnehmen werden auf die Reise, zu uns nach Hause. Denn: Zeulenroda ist wirklich überall. Und das macht irgendwie Mut.

 Unser Dokumentarfilm: Occupy Me!

Nachdem wir in Hamburg im Camp waren, haben wir uns gefragt: wie sieht
es eigentlich in den anderen Städten Deutschlands aus? Als wir die
Menschen im Occupy Camp in Hamburg fragen, gab es nur Schulterzucken.
Kurzerhand haben wir und einen VW-Bus ausgeliehen, haben eine Kamerafrau
mit an Bord geholt und sind durch Deutschland gefahren – von Occupy
Camp zu Occupy Camp. Occupy Zeulenroda war unsere zweite Station nach Berlin. Wochen später – nach langen Nächten des nervenzermürbenden Filmschnitts – sehr ihr hier unser fertiger Dokumentarfilm über die Occupy Bewegung in Deutschland:

ilona

ist freie Jour­na­lis­tin, Publizistin, Projekt­ma­che­rin und Medienaktivistin. Seit über zehn Jahren schreibt sie Bücher, Blogposts, macht Podcasts, gibt Workshops und hält Vorträge. Zudem begleitet und berät sie öko-soziale Organisationen, Gemeinschaften, Künstler:innen, Kreative und Aktivist:innen bei der ganzheitlichen und nachhaltigen Planung und Kommunikation ihrer Projekte und Bücher.

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