Linktipp: interaktive Gen-Mais-Karte Deutschland

Die meisten von uns lehnen den Anbau gen-manipulierten Maises wahrscheinlich eher ab. Ab und an hört man von Aktivisten, die wieder ein Feld zerstört haben (und sich die kommende Zeit vor Gericht dafür verantworten müssen). Aber wie viele solcher Felder gibt es in Deutschland eigentlich – und wo?

Greenpeace will nun mit einer neuen, interaktiven Online-Karte von Deutschland etwas mehr Transparenz bringen. Seit heute sind hier die Anbauflächen von Gen-Mais zu sehen. Die Gen-Mais-Äcker sollen sich in Bayern mittels Google-Maps nun sogar bis auf das Flurstück genau anzeigen lassen. Brandenburgs Äcker sollen folgen.

Die Grundlage für die Karten bilden die im Standortregister des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) veröffentlichten Daten. Doch die Genauigkeit der Angaben hat laut Angaben von Greenpeace derzeit noch Grenzen: Ein von Greenpeace in Auftrag gegebenes juristisches Gutachten kommt zu dem
Schluss, dass die Angaben im Standortregister in den meisten Bundesländern nur mangelhaft kontrolliert werden.

Denn jedes Bundesland kontrolliere nach eigenen Massstäben. Einheitliche Regeln zur bundesweiten Überwachung gebe es nicht, kritisiert Greenpeace. So würde in den meisten Bundesländern etwa nicht erfasst, ob ein Landwirt illegal Gen-Mais anbaut, ob er seine Nachbarn – wie vorgeschrieben – informiert oder ob die Abstände zu benachbarten Maisflächen auch tatsächlich eingehalten werden. „Oft reagieren die Behörden nur auf Anzeigen von Dritten“, berichtet Greenpeace.

Felder, auf denen Gen-Mais angebaut werden soll, müssten bis drei Monate vor der Aussaat gemeldet werden. „Genau hier liegt der Hase im Pfeffer. Viele Gen-Bauern halten sich nicht an die Meldefristen und machen, was sie wollen. Landwirtschaftsminsterin Aigner muss handeln und die Einhaltung der Vorschriften stärker kontrollieren lassen?“, findet Stephanie Toewe, Gentechnik-Expertin von Greenpeace, und zieht ihr Fazit: „Die Kontrollen in Deutschland zum Anbau von Gen-Pflanzen sind ein Witz“.

Dabei belegen laut Greenpeace aktuelle Studien, dass von Gen-Mais Gefahren für die Umwelt  ausgehen. Zahlreiche europäische Länder haben deshalb den Anbau des Maises gestoppt. „Landwirtschaftsministerin Aigner muss sich daran ein Beispiel nehmen und auch in Deutschland den Gen-Mais verbieten“, fordert Toewe.

Derzeit sind 3568 Hektar f+r den Anbau von Gentechnik angemeldet – 500 Hektar weniger als im vergangenen Jahr. Bezogen auf die Gesamtanbaufläche von Mais sind das derzeit 0,17 Prozent der Fläche. Dieser Anteil wird voraussichtlich noch geringer ausfallen. So sind in den vergangenen Jahren zunächst angemeldete Flaechen später wieder abgemeldet worden. „Ökologisch war der Gen-Mais schon immer ein Desaster. Jetzt scheint er auch ökonomisch ein Flop zu werden“, sagt Toewe.

Infos: www.greenpeace.de

ilona

ist freie Jour­na­lis­tin, Publizistin, Projekt­ma­che­rin und Medienaktivistin. Seit über zehn Jahren schreibt sie Bücher, Blogposts, macht Podcasts, gibt Workshops und hält Vorträge. Zudem begleitet und berät sie öko-soziale Organisationen, Gemeinschaften, Künstler:innen, Kreative und Aktivist:innen bei der ganzheitlichen und nachhaltigen Planung und Kommunikation ihrer Projekte und Bücher.

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